Das Prinzip des Mentoring beruht dabei seit der Antike auf einer persönlichen, wohlwollenden Beziehung zwischen 2 Menschen mit unterschiedlichem Alter und deutlich sichtbarer Diskrepanz in der Lebenserfahrungen, durch die „Modell-Beziehung" zwischen Telemach, Sohn des griechischen Odysseus, und Mentor, Freund des Odysseus und wohlwollender Lehrer und Führer in informellen Lebensweisheiten - in der Forschung als Pallas Athene, Göttin der Weisheit, entlarvt....

Der Grundgedanke einer Mentoringbeziehung ist die persönliche Übergabe von informellen Informationen im Rahmen einer zeitlich befristeten Beziehung zwischen Mentor oder Mentorin und „Mentee".

Die erfahrungserprobtere Person gibt im Laufe dieser „Mentorschaft" gezielt Unterstützung durch Ratschläge, Gespräche und Erschließen neuer Kontakte. MentorInnen sind also beruflich erfahrene und erfolgreiche Persönlichkeiten, die einer erfahrungsjüngeren Person für den vereinbarten Zeitraum Unterstützung geben, punktuell oder laufend, ihnen bei schwierigen Entscheidungen als GesprächspartnerInnen mit ihrer Lebensweisheit helfen, ihnen neue Kontakte ermöglichen und zukünftig vielleicht beruflich wichtige Bekannte oder GeschäftspartnerInnen vorstellen.

Die „protegierte" Sichtbarmachung einer Mentee im gleichen Unternehmen, innerhalb einer Branche oder einer Partei gehört dabei zu einem wichtigen Element, das jedoch einer Durchsetzung von Mentoringprogrammen in Österreich im Vergleich mit anderen Ländern bisher im Wege stand - „Vitamin B" ist oft verpönt, v.a. bei der beruflichen Weiterentwicklung von Frauen.

Dass Mentoring längst nicht „ungerechtfertigtes Etablieren durch Protektion" bedeutet, sondern begleitende Unterstützung und notwendige Förderung von Frauen, spricht sich mittlerweile herum - und Frauen nutzen den neuen Weg zur Stärkung der eigenen Kompetenzen potentielle Fähigkeiten durch Vorbildlernen und Erfahrungsaustausch.

Dass es sich tatsächlich um eine gegenseitige Austauschbeziehung handelt, bestätigen Umfrageergebnisse nach abgeschlossenen Mentoringbeziehungen:

  • Mentorinnen ziehen persönlichen Gewinn v.a. aus der Reflexionsmöglichkeit in ihrer Mentoringbeziehung (eigener Werdegang, persönliche Stärken, erzielter Erfolg)
  • Oft kommt es zu einem Entwicklungsschub für die eigene Persönlichkeit, z.B. im Führungsverhalten (Einfühlungsvermögen, Kommunikationsverhalten, Offenheit)
  • Eine Mentoringbeziehung kann z.B. auch erfolgreichen Männern wichtige Einblicke in das Arbeitsleben von Frauen vermitteln und sie für die bestehende Ungleichheit sensibilisieren

Die Gestaltung der Beziehung hängt von den Wünschen der Mentee und den Rahmenbedingungen der MentorInnen ab. Da es sich - im Gegensatz zu Coaching und anderen käuflichen Beratungsleistungen - um eine rein freiwillige und unbezahlte Beziehung handelt, die in der Privatzeit oder Unternehmensabhängig in der Dienstzeit erfolgt, ist die Bandbreite und Unterschiedlichkeit der Umsetzung einer Mentoringbeziehung sehr groß.